VOL. 4 (2003), NO. 4

 

BUNDSCHNURVERLÄNGERUNG UND HOLZANSETZUNG im Zuge der Restaurierung und Konservierung einer Inkunabel (1482)

SEWING-CORD EXTENSION AND FILLING OF WOOD-BOARD LOSSES Throughout the Conservation of an Incunabulum (AD 1482)

Autorin/Author: Birgit Speta
Zusammenfassung: Die Inkunabel "Viola sanctorum" aus dem Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek wurde 1482 von Johann Keller in Augsburg gedruckt. Das Leder des Halblederbandes fehlt fast vollständig. Den Hauptschaden bildete die ausgebrochene Kante des Vorderdeckels im Bereich der Bundkanäle. Dadurch war die solide Verbindung zum Buchblock nicht mehr gegeben, und der Einband erfüllte seine Funktion nicht. Ziel der Restaurierung und Konservierung war es, einen Weg zu finden, um die Funktionalität der Inkunabel wiederherzustellen. Der Eingriff sollte sich jedoch auf das Nötigste beschränken, so daß die originale Substanz vollständig erhalten und die durch das gewachsene Schadensbild freigelegten Informationen nicht verdeckt würden.
Abstract: The incunabulum "viola sanctorum" belongs to the Austrian National Library. It was printed by Johann Keller in Augsburg in 1482. The leather of the half-leather binding had been almost lost. The main damage were the broken edges of the front board in the area of the hinge. As the solid connection between the book block and the boards was lost, the binding did not fullfil its function any longer. The goal of the intervention was to regain function and stability of the book while keeping all original material. In addition, information that had become visible through the damage should remain visible after conservation.
Keywords: Zustandsbeschreibung (Einband, Buchblock) - Restaurierungskonzept (Allgemeine Überlegungen, Einband, Buchblock) - Arbeitsbericht (Trockenreinigung, Reduzierung der Rückenleimung, Lederfestigung und -fixierung, Partielle Nachheftung, Trockenreinigung des Buchblockes, Glätten und Verkleben der Fälze an der ersten und letzten Lage, Ergänzung der Papierfehlstellen an den Seitenecken, Sichern der Bereiche um kleine Papierfehlstellen, Lösen der Verpflockungen im Vorderdeckel, Verklebung der Risse in den Holzdeckeln, Abschleifen und Abdecken der Schließennägel, Verlängerung der Bundschnüre, Holzfestigung, Holzergänzung, Neuverpflockung des Vorderdeckels, Rückenhinterklebung, Montage der Fälze auf den Deckelinnenseiten) - Resümee - Anmerkungen - Bezugsquellen - Literatur - Autorin

EXPERIENCE IN PAPER DEACIDIFICATION
Three Years of Operation in the Swiss National Library


ERFAHRUNGEN IN DER PAPIERENTSÄUERUNG
Drei Betriebsjahre in der Schweizerischen Landesbibliothek


Author/Autorin: Agnes Blüher
Abstract: Since April 2000, the holdings of the Swiss National Library (SNL) have been deacidified by the "papersave swiss"-process, a liquid phase process following the Battelle method. Stock published between 1850 and 1985 is being treated. 40 tons of material are deacidified per year, the equivalent of about 2000 documents per week. The documents are packed shelf by shelf for treatment and return five weeks later to the stacks. The deacidified materials are identified in Helveticat, the online catalogue of the SNL. Resources in terms of staff are required in order to handle the amount of material and control the quality of treatment. Changes in the treated materials, such as bleeding of red colours, are documented. The extent of change is evaluated numerically and the total magnitude of risk is expressed in terms of "Risk Key Figures". The "papersave swiss"-process proves to be suitable for more than 90 % of the holdings dating from the 20th century that are in need of deacidification, while 1 to 3 % cannot be deacidified by the "papersave swiss"-process. Acceptable levels of changes were found with 1 to 5 % of the treated documents. At the moment, emphasis is put on the optimisation of the process. Research is being carried out looking into the effect of deacidification on leather and determining optimal concentration of deacidification solution.
Zusammenfassung: Die Bestände der Schweizerischen Landesbibliothek (SLB) werden seit April 2000 mit dem "papersave swiss"-Verfahren, einem Flüssigphasenverfahren nach dem Prinzip des Battelle-Verfahrens, entsäuert. Es handelt sich um Bestände aus den Jahren 1850 bis 1985. Die Dokumente werden regalweise gepackt und kehren nach fünf Wochen praktisch geruchsfrei in das Magazin zurück. Die Entsäuerung wird im Online-Katalog der SLB vermerkt. Jährlich werden 40 Tonnen, das hei�t wöchentlich an die 2.000 Dokumente, entsäuert. Zur Sicherstellung und Kontrolle der Qualität werden ebenso gro�e personelle Ressourcen benötigt wie zur Bewältigung der Quantität. Beobachtete Veränderungen an den Dokumenten, vor allem das Ausbluten roter Farbstoffe betreffend, werden laufend statistisch erfaßt. Das "papersave swiss"-Verfahren erweist sich als uneingeschränkt geeignet für über 90 % der entsäuerungsbedürftigen Bestände der SLB aus dem 20. Jahrhundert. Für 1 bis 5 % der Dokumente werden Veränderungen in Kauf genommen, und weitere 1 bis 3 % können mit dem "papersave swiss"-Verfahren nicht entsäuert werden. Der Optimierung des Verfahrens wird großes Gewicht beigemessen. Derzeit werden die Forschungsprojekte "Leder in der Papierentsäuerung" und "Optimale Behandlungsstärke" bearbeitet.
Keywords: Main Issues with Paper Deacidification (Issue 1: Selection Criteria, Issue 2: Determining Optimal Levels of Alkaline Reserve, Issue 3: Developing Visual and Physical Evaluation Criteria) - Deacidification Procedure (Preparation of the Collection, Packing, Reshelving and Inventory Data, Collection and Treatment, Remark) - Monitoring and Quality Assurance (Economic Aspects, Quality Control, Results of the Quality Control, "Risk Key Figures") - Conclusion - Acknowledgements - Endnotes - References - Author
Links: "Qualitätsstandards für die Neutralisierung der Materialien des Schweizerischen Bundesarchivs und des Bundesamtes f�r Kultur, Schweizerische Landesbibliothek vom 7.10.1998 > www.snl.ch/d/download/q_standards_dt.pdf - Swiss National Library > www.snl.ch > agnes.blueher@slb.admin.ch - Swiss Federal Archives > www.bar.ch > marcel.piller@bar.admin.ch - Nitrochemie Wimmis AG > www.nitrochemie.com > bruno.walther@nitrochemie.com

FACING LEATHER
A Description of a Facing Method for Fire Damaged Tight Back Leather Bindings


FRONTSEITIGE SICHERUNG VON LEDER
Beschreibung einer Facing-Methode für brandgeschädigte Ledereinbände mit festem Rücken


Author/Autor: Per Cullhed
Abstract: In 1996, the city library of Linköping, Sweden, burned down. A number of tight back leather bindings had suffered serious damage. These books could not be opened, as the backs had become extremely brittle due to the heat. However, the spine tooling often remained intact. This paper describes a successful way to remove the old backs using a facing method for old leather. The incident of the fire will be described in short and some fundamentals concerning adhesion theory will be mentioned. Several previously described facing tissues were tested, but none of these could be used successfully. They did either not stick, or were difficult to remove and some tissues were opaque. The chosen treatment option was a clear solution of latex dissolved in organic solvents. This substance had the combined advantages of being transparent, as well as being flexible, and the adhesion properties could be manipulated in such a way that they could be easily applied and removed. The results showed this method to be successful in removing badly damaged leather from book spines. The paper suggests that a facing technique that allows manipulation of the adhesive forces, i.e. the extent of how much the adhesive wets the adherend, is a successful methodology for facing materials.
Zusammenfassung: 1996 wurde die Stadtbibliothek in Linköping, Schweden, durch einen Brand zerstört. Einige Ledereinbände mit festem Rücken erlitten dabei ernsthafte Beschädigungen. Diese Bücher konnten nicht geöffnet werden, da ihre Rücken durch die Hitze extrem versprödet waren. Allerdings blieben die Rückenverzierungen oft intakt. Dieser Beitrag beschreibt einen erfolgreichen Weg, um beschädigte Buchrücken mit einer Facing-Methode zu entfernen. Der Brand wird kurz beschrieben und einige Grundlagen der Adhäsionstheorie erörtert. Verschiedene schon bekannte Trägermaterialien wurden getestet, jedoch konnte keines von ihnen erfolgreich angewendet werden. Entweder hafteten sie nicht oder waren schwierig zu entfernen, und einige waren opak. Die letztendlich gewählte Methode war eine klare Lösung von Latex in organischen Lösemitteln. Diese Substanz kombiniert Vorteile wie Flexibilität und Transparenz sowie eine gute Manipulationsfähigkeit ihrer Adhäsionseigenschaften, indem sie sowohl gut aufgetragen werden kann als auch leicht zu entfernen ist. Die Resultate zeigen, daß mit Hilfe dieser Methode schwer beschädigte Leder von Buchrücken entfernt werden können. Es wird geraten, daß die Facing-Technik eine Manipulation der Klebekräfte zulassen sollte, z.B. das Ausmaß der Befeuchtung des Trägers durch den Klebstoff, um eine erfolgreiche Methode für die frontseitige Sicherung von Materialien darzustellen.
Keywords: The Conservation Work: Ethical Considerations - Facing Methods: Tests for a Suitable Method- Rubber and its adhesion to leather - Practical Conservation Work - Conclusion (Advantages, Disadvantages) - Acknowledgement - Endnotes - Suppliers - References - Author

EDITORIAL

Über den Tellerrand schauen! (Anna E. Bülow)

IADA INTERN

IADA-Mitgliederversammlung in Göttingen (Julia Bispinck, Andrea Pataki)

Preprints der IADA-Congresse 1968-1999

Liste der in der PR zu rezensierenden Publikationen

Grüße aus New Zealand

Der neue IADA-Vorstand

Neue IADA-Beiträge 2004

X. IADA-CONGRESS

Mogens S. Koch: Auf dem Weg zum restaurierenden Maschinenwärter? Wo bleibt die Vielfalt, wenn die Digitalisierung die Oberhand bekommt?

Hendriks, Klaus B.: Stability and preservation of archives media: Paper, photographic materials and magnetic recordings, 7th Congress of the International Association of Book and Paper Conservators (IADA), Uppsala, 26-30 August 1991, in: Palm, K. Jonas, and Koch, Mogens S. (ed.): Conference Proceedings, Uppsala 1991, p. 21-27 > http://palimpsest.stanford.edu/iada/ ta91_021.pdf

Impressionen vom X. IADA Congress (Wolfgang Jaworek, Wolfgang Seidel)

IADA-Irak-Hilfe: Zwischenergebnis

Gesucht: Bilder vom X. IADA Congress (Wolfgang Jaworek, Wolfgang Seidel)

MATERIALIEN & GERÄTE

ph-Messung mit einer Minielektrode (Eva-Katharina Nebel) < Bezugsquelle: BELO Restaurierungsgeräte GmbH, Wiesenstr. 14, 79585 Steinen, Germany, Tel. +49-7627-1703, Fax +49-7627-972084, belogmbh@aol.com

LITERATUR

Neu eingegangene Publikationen

Vollständige Liste der Rezensionsvorschläge unter http://palimpsest.stanford.edu/iada/text_rez.html

Rezensionen

Paper Conservator (Eva-Katharina Nebel)
Alan Donnithorne, Jane Eagan (Hg.): The Paper Conservator (The Journal of the Institute of Paper Conservation, Bd. 25). London: IPC, 2001. 166 S., 9 Farb- und 33 sw-Abb., 4 Tab. ISSN 0309-4227. Bei Mitgliedschaft im IPC zu beziehen.
Alan Donnithorne (Hg.): The Paper Conservator (The Journal of the Institute of Paper Conservation, Bd. 26). London: IPC, 2002. 84 S., 35 Farb- und 28 sw-Abb., 7 Tab. ISSN 0309-4227. Bei Mitgliedschaft im IPC zu beziehen.

Schattenrisse (Michaela Brand)
Friedel, Helmut (Hg.): SchattenRisse. Silhouetten und Cutouts. Texte von Marion Ackermann, Helmut Friedel, Ulrich Pohlmann, Viktor I. Stoichita u.a. Ausst.-Kat. Städtische Galerie im Lenbachhaus / Kunstbau Lenbachhaus München vom 3.2. bis 6.5.2001 mit Scherenschnitten und Schattenrissen. Ostfildern: Hatje Cantz, 2001. ISBN 3-7757-1021-3. 324 S. 169 sw- und 124 Farbabb. Geb. mit Schutzumschlag. EUR 49,80.


Miscellanea

JETZT ONLINE! IADA-Tagungspublikationen 1967-1999

"PapierRestaurierung": Leserumfrage (Die Herausgeber)

Zeitschriftenauswertung

AUS- & FORTBILDUNG

Berichte

CH-Ascona Workshop "Paper and Water" (Barbara Korbel)

DK-Copenhagen Care and Conservation of Manuscripts (Annlinn Kruger Grossman) - Publication: Den Arnamagnaeanske Samling, Nordisk Forskningsinstitut > www.hum.ku.dk/ami

DE-Berlin Ausstellung "In guten Händen" (Michaela Brand)

Ankündigung

DE-Blaubeuren/Ulm Hoch- und Tiefdruck - Anmeldung: WiT Wissenstransfer > www.uni-tuebingen.de/wit

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