VOL. 5 (2004), NO. 1

 

BESTANDSERHALTUNG IN DER STIFTSBIBLIOTHEK ST. GALLEN
Eine Evaluierung nach fünf Jahren Konservierung


PREVENTIVE CONSERVATION AT THE ST. GALL ABBEY LIBRARY
Evaluation of the Preservation Strategy after Five Years


Autor/Author: Martin Strebel
Zusammenfassung: Der Artikel befaßt sich mit dem Thema Bestandserhaltung an der Stiftsbibliothek St. Gallen, einer der ältesten und bedeutendsten Klosterbibliotheken der Welt, und beurteilt die Resultate des 1998 in die Wege geleiteten Konservierungskonzeptes. Das Konzept behandelt für die St. Galler Stiftsbibliothek vordringliche Problembereiche wie z.B. die Schadensaufnahme an den Über 2000 Handschriften in einer Datenbank; Klima, Lüftung, Luftschadstoffe, Lichtverhältnisse, Brandgefahr, Risiko von Wasserschaden, Gewalteinwirkung, Diebstahl, Handling im Lesesaal, Aufbewahrungsort der Handschriften, Schutzbehältnisse für die Handschriften, Neuordnung der Sammlung der Fragmente, den möglichen Ersatz fehlender Schließen sowie Ausstellungen. Im Jahre 2003 wurde nach rund vierjähriger Laufzeit eine Standortbestimmung des Konservierungskonzeptes vorgenommen. Die während dieser Zeitspanne durchgeführten Klimamessungen ergaben teils gute, teils weniger gute Bedingungen, die entweder durch Lüften oder möglicherweise durch eine Zulassungsbeschränkung für Besucher verbessert werden sollten. Mit dem Einbau von neuen Fenstern wurde der UV- und Diebstahlschutz verbessert. Dank der wissenschaftlich belegten Messungen der Luftschadstoffe war es möglich, das Parken von Reisebussen und den Durchgangsverkehr vor der Bibliothek massiv zu reduzieren. Bezüglich des Standortes der Handschriften wurde zugunsten der originalen Aufbewahrung in der Handschriftenkammer entschieden. Dafür wurde die Sicherheit der Handschriftenkammer durch den Einbau von Diebstahl- und Brandmeldern verbessert. Ein wirkungsvoller Schutz der Handschriften in Ausstellungen wurde durch eine Reduktion des Öffnungswinkels der Bücher erreicht. Mit der Neukonzeption für die Aufbewahrung der zahlreichen Fragmente wurde 2003 begonnen. Wichtige zukünftige Aufgaben sind die Fertigstellung einer Rutsche für die Evakuierung der Handschriftenkammer im Brandfall, die Erarbeitung eines Katastrophenplans und die Herstellung von Buchschuhen zum Schutz der Handschriften.
Abstract: This paper focuses on the preventive conservation at the St. Gall Abbey Library, one of the earliest and most important monastic libraries in the world. The results of the preservation concept, initiated in 1998, are discussed. This concept considers the main concerns of the St. Gall Abbey Library: a condition survey for more than 2000 manuscripts, environment, ventilation system, pollutants, lighting, risk of fire, water damage, disaster preparedness, theft, handling within the reading room, storage and transport of manuscripts inside the library, protective covers for the manuscripts, a new housing concept for the collection of parchment fragments, the possible replacement of clasps, and exhibitions. In 2003, the initial preservation concept was evaluated. Analysis of the environmental monitoring data showed that, conditions were satisfying in some parts, however, were unsatisfying in other parts of the library. This was addressed by changing the ventilation system and restricting the number of visitors. Installing new windows has improved the protection against UV radiation and theft. Analysis of air pollutants provided arguments to significantly reduce traffic and the parking of coaches in front of the library. The evaluation of the storage area of the manuscripts aided the decision to leave them in their original chests. The security of this storage room has been increased by inserting theft and fire control systems. The risk of damage due to exhibition of the manuscripts was reduced by limiting their opening angles. In 2003, preparations for a new way of storing the collection of fragments were made. Important points to be addressed next are: building a slide to aid the evacuation of the manuscripts in case of fire, preparation of a disaster plan and making book shoes for the protection of manuscripts.
Keywords: Schadensinventar - Umweltbedingungen (Klima: Handschriftenkammer und Barockschränke; Barocksaal; Ausstellungsvitrinen im Barocksaal; Lesesaal - Lüftung - Luftschadstoffe - Lichtverhältnisse) - Sicherheit (Feuer und Wasser; Katastrophenschutz; Diebstahl) - Handling - Lagerung (Aufbewahrungsort - Schutzbehältnisse) - Diverses (Fragmentsammlung - Schließen - Ausstellungen) - Schlußfolgerungen - Anmerkungen - Bezugsquellen - Literatur - Autor

DIE RESTAURIERUNG DER CHINESISCHEN TAPETE VON SCHLOSS HALLENBURG
Konservierungsproblematik der historischen Montierung


CONSERVATION OF THE CHINESE WALLPAPER AT CASTLE HALLENBURG
Problems Associated with the Historic Mounting Technique


Autor/Author: Lars Herzog-Wodtke
Zusammenfassung: Die um 1770 handgemalte Chinatapete mit Blumen und Vögeln aus Schloß Hallenburg bei Fulda war mit einer Makulaturlage aus alten Akten direkt auf Lehmputz verklebt. Durch Jahrzehnte langen Leerstand und Feuchtigkeit sind starke Schäden entstanden. So waren das Fachwerk und die Tapete von "Echtem Hausschwamm" und Schimmel befallen, die dreilagige Originaltapete zeigte Schichtentrennung und löste sich von der Makulatur. Weiterhin sind Tintenfraß in der Makulatur und Kupferfraß in der Darstellung sowie großflächige Übermalungen zu nennen. Da der historische Verbund zwischen Tapete und Makulatur erhalten werden sollte, wurde das Tapetensandwich trocken von der Wand gelöst, von Lehm- und Klebstoffresten befreit, Übermalungen abgenommen und auf dem Saugtisch gereinigt. Von Hausschwamm und Schimmel befallene Bereiche konnten erfolgreich mit 70%igem Ethanol dekontaminiert werden. Tinten- bzw. Kupferfraß wurden mit einer gesättigten Lösung aus Calciumbicarbonat und einer rückseitigen Gelatine-Nachleimung behandelt. Die zahlreichen Hohlstellen wurden verklebt, Risse und Fehlstellen geschlossen und das Tapetensandwich durch zwei Kaschierungen mit Japanpapier stabilisiert. Für die Montage an der zuvor sanierten Wand wurde auf die Putzschicht verzichtet und die Tapete auf Rahmen gespannt auf dem alten Niveau montiert.
Abstract: The hand painted Chinese wallpaper from 1770 at Castle Hallenburg near Fulda/Hessen in Germany was found to be pasted directly onto the plaster using a layer of historic documents as waste paper that separated the wallpaper from the wall. Since the building had been redundant for many years, dampness had caused severe damage. Dry rot and mould had affected the timberwork as well as the wallpaper. The wallpaper-layers had been locally delaminated. Iron gall ink, green copper pigments and large areas of poor retouching caused further damage. Since all layers including the waste paper should remain together, a dry method was used to remove them from the wall. After removing of plaster residues and old retouchings the wallpaper was cleaned on a suction table. Mould and dry rot infested areas were successfully decontaminated with Ethanol (70 %). Ink- and copper corrosion were treated with a saturated calcium bicarbonate solution and subsequently gelatine sized (verso). Hollow areas of the wallpaper were re-adhered with paste. Tears and losses were repaired, and the "wallpaper-sandwich" was stabilised by laminating it with two layers of Japanese paper. Unlike the original construction, the wallpaper was mounted on panels and re-installed in its original setting directly onto the pre-treated wall without a plaster layer.
Keywords: Geschichte - Herstellung - Historische Montierung - Schadensbild - Restaurierungskonzept - Restaurierungsmaßnahmen - Wiederanbringung der Tapete im Raum - Schlußbetrachtung - Dank - Anmerkungen - Bezugsquellen - Literatur - Autor

PLANLEGEN VON SIEBDRUCKEN
Temporäre Farbschichtflexibilisierung mittels Lösemitteldämpfen


FLATTENING OF SCREEN PRINTS
Temporarily Re-plasticising Ink using Solvent Vapour


Autorinnen/Authors: Michaela Ritter, Andrea Pataki
Zusammenfassung: Das Planlegen gerollter bzw. gewellter Siebdrucke durch eine traditionelle Feuchtbehandlung ist aufgrund der gegensätzlichen Quelleigenschaften von hydrophober Druckfarbe und hydrophilem Papier meist nicht durchführbar. Eine Befeuchtung oder eine wässrige Behandlung führt bei Siebdrucken häufig zu Spannungsrissen in der Farbschicht. Vorgestellt werden Methoden, Siebdruckfarbschichten mit Hilfe von Lösemitteldämpfen temporär zu quellen, um eine anschließende Befeuchtung des Papierträgers und seine Planlegung zu ermöglichen. Die Risiken der Einwirkung verschiedener Lösemitteldämpfe auf Siebdruckfarbschichten werden experimentell untersucht und die Resultate diskutiert. Gaschromatographische Untersuchungen geben zusätzlich Aufschluß über die Retentionszeit der angewandten Lösemittel in den behandelten Siebdruckproben. Die Umsetzbarkeit der experimentell erarbeiteten und auf Behandlungsrisiken untersuchten Methodik wird an einem beschädigten Siebdruck von Andy Warhol vorgestellt.
Abstract: The flattening of rolled or cockled screen prints through humidification is usually impossible due to the different properties of paper and ink: hydrophobic printing ink applied on a hydrophilic paper carrier. Humidification of silk screen-prints therefore often results in small cracks within the colouring matter. This paper presents methods of temporarily re-plasticising the ink using non-polar solvent vapours in order to allow humidification of the paper support and subsequent flattening of the item. Risks and limitations of this treatment method are investigated and results are discussed. The retention times of solvent vapours applied to a number of silk screen samples has been determined by using gas chromatography. The applicability of the experimentally developed technique is demonstrated by the treatment of a water damaged screen print by Andy Warhol.
Keywords: Siebdruckverfahren (Druckprinzip, Siebdruckfarben für das Trägermaterial Papier, Physikalische Farbtrocknung) - Problemstellung - Experimentelles (Probematerialien, Versuchsreihe 1: Auswahl geeigneter Lösemittel, Versuchsreihe 2: Testen von Siedegrenzbenzinen, Versuchsreihe 3: Retentionszeitbestimmung) - Restaurierung eines Siebdrucks von Andy Warhol - Schlußfolgerung - Danksagung - Anmerkungen - Bezugsquellen - Literatur - Autorinnen

EDITORIAL

Dokumentieren und Publizieren (Wolfgang Jaworek)

IADA INTERN

Ins neue Jahr (Andrea Pataki)

X. IADA-CONGRESS

IADA im Wandel - Wandel in der IADA (Gerd Brinkhus)

IADA-Vorstandsmitglieder 1957-2003

MATERIALIEN & GERÄTE

Buchdeckelpappen in historischer Qualität (Martin Strebel) <Bezugsquelle: Werkstatt für Papier, Dipl.-Ing. Gangolf Ulbricht, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin, Germany, Tel./Fax +49-30-6158155, gangolf.ulbricht@p-soft.de

Das Berliner "Gossamer-Tissue" (Ritsuko Schuster-Ishii) > Bezugsquelle: Werkstatt für Papier, Dipl.-Ing. Gangolf Ulbricht, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin, Germany, Tel./Fax +49-30-6158155, gangolf.ulbricht@p-soft.de; GMW Gabi Kleindorfer, Aster Str. 9, 84186 Vilsheim, Germany, Tel. +49-8706-1094, Fax +49-8706-559, gmw@gmw-gabikleindorfer.de

Lederpflegemittel der Firma Maroquin (Jutta Göpfrich)

LITERATUR

Neu eingegangene Publikationen

Vollständige Liste der Rezensionsvorschläge unter http://palimpsest.stanford.edu/iada/text_rez.html

Rezensionen

Flüchtige Bindemittel (Christina Meier)
Geller, Birgit und Hiby, Gudrun: Flüchtige Bindemittel in der Papierrestaurierung sowie Gemälde- und Skulpturenrestaurierung. Zugl.: Köln, Universität, Diplomarbeit, 1997 (Kölner Beiträge zur Restaurierung und Konservierung von Kunst- und Kulturgut; Bd. 10). 2. durchgesehene Auflage. München: Siegl, 2002. 138 S., 33 sw- und 36 Farb-Abb. 51 Ill. ISBN 3-935643-03-9. EUR 24,90.

Paper Conservator (Eva-Katharina Nebel)
Eagan, Jane (Hg.): The Paper Conservator (The Journal of the Institute of Paper Conservation, Bd. 27). London: IPC, 2003. 112 S., 13 Farb- und 77 sw-Abb., 3 Tab. ISSN 0309-4227. Bei Mitgliedschaft im IPC zu beziehen.

Restauratorenblätter Bd. 21 (Birgit Harand)
Koller, Manfred, und Prandtstetten, Rainer (Hg.): Mirabilia und Curiosa. Porträtminiaturen, Elfenbein, Wachs, Pastiglia, Scagliola, Eglomisé, Keramik, Steinätzung, Leder, Klosterarbeiten, Eisenschnitt. Restauratorenblätter Bd. 21. Herausgegeben von der österreichischen Sektion des IIC (International Institute for Conservation of Historic and Artistic Works). Wien: Mayer & Comp. Verlagsgesellschaft, 2001. 192 S. 120 s/w- u. 80 Farb-Abb. ISBN 3-901025-98-7. EUR 36,34.

Restaurando (Maria Sutor)
Restaurando: l´attività del Laboratorio di Restauro 1987-1998. Biblioteca Centrale della Regione Siciliana già Nazionale, Palermo. (Sicilia biblioteche; Bd. 47). Palermo: Regione Siciliana, 1999.

Berichte zur 11. DAP-Tagung (Eva-Katharina Nebel)
Die Deutsche Bibliothek, Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei Leipzig und Deutscher Arbeitskreis für Papiergeschichte (DAP) (Hg.): Tagung des DAP vom 6. bis 9. April 2001 in Bergisch-Gladbach: Deutsches Buch- und Schriftmuseum und Deutscher Arbeitskreis für Papiergeschichte, 2002. 72 S., zahlreiche sw- und Farb-Abb. sowie Tabellen, ISBN 3-933641-37-3. EUR 5,00. - Bezugsquelle: Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Deutscher Platz 1, D-04103 Leipzig, Fax +49-341-2271240.

IFLA-CD: Safeguarding
Bezugsquelle: IFLA-PAC, Bibliothèque nationale de France, Quai Francois Mauriac, 75706 Paris cedex 13, France, Fax +33-1-53795970, http://webworld.unesco.org/safeguarding/enx


Diplomarbeiten

Fachhochschule Köln 2003

Zeitschriftenauswertung

AUS- & FORTBILDUNG

Berichte

AT-Graz: AEB-Tagung (Angelika Pabel)

Ankündigungen

CH-Bern: Nachdiplomiertenkurse und -studiengang MMM > Hochschule der Künste Bern (HKB), Fachbereich Konservierung und Restaurierung

DE-Hildesheim: Pergament und Byzantinische Einbände (Seminar) > Patricia Engel

DE-Mannheim IADA-Kurs: Kaschieren mit Kleister > The Hai Yen Institute for Conservation of Works of Art

DE-München VDR-Kurs: Holz am Buch > Verband der Restauratoren e.V. (VDR)

SI-Ljubljana ICOM-CC: Graphic Documents Working Group > National and University Library Slovenia

Ausstellung

DE-Nürnberg: Anti-Aging für die Kunst > Germanisches Nationalmuseum

Institutionen

CH-Ascona: Neues aus dem > Centro del bel libro Ascona

TERMINE

Fortbildungsveranstaltungen

ANZEIGEN

Anzeigen

Koelnmesse GmbH, DE-50679 Köln

Kremer Pigmente, DE-88317 Aichstetten

Geräte, Material und Werkzeuge für Papierrestauratoren Gabi Kleindorfer, DE-84186 Vilsheim

Werkstatt für Papier, Dipl. Ing. Gangolf Ulbricht, DE-10997 Berlin, gangolf.ulbricht@p-soft.de

Krah & Grote Messtechnik, DE-85649 Hofolding

ProServ Datentechnik GmbH, DE-61184 Karben

Belo GmbH, Restaurierungsgeräte, DE-79585 Steinen, belogmbh@aol.com

Klug Conservation, Walter Klug GmbH & Co. KG, DE-87503 Immenstadt

GSA-Produkte, Gisela Sand, DE-48291 Telgte, GSA-Produkte@t-online.de

Hans Schröder GmbH, DE-76689 Karlsdorf-Neuthard

Anton Glaser Feinpapiergroßhandlung, DE-70174 Stuttgart, anton-glaser@t-online

Hamburger Buntpapier Susanne Krause, DE-22559 Hamburg

Karthäuser-Breuer GmbH, DE-50777 Köln

ZFB Zentrum für Bestandserhaltung, DE-04329 Leipzig

Becker Preservotec GmbH, DE-04329 Leipzig

Deffner & Johann, Fachgroßhandel für Restaurierungsbedarf, DE-97520 Röthlein

Buchatelier Bischoff & Weddige, DE-31275 Lehrte, buchatelier.bischoff@t-online.de

Rundbrief Fotografie, DE-70180 Stuttgart

Siegl's Fachbuchhandlung, DE-81675 Münchem

Stellenanzeige

Staatsgalerie Stuttgart, DE-70038 Stuttgart (Volontärin/Volontär)

Beilage

Verband der Restauratoren e.V. (VDR), Fachgruppe Grafik, Archiv- und Bibliotheksgut, DE-53113 Bonn


[HOME] [IADA] [PUBLIKATIONEN] [KONTAKT] [IMPRESSUM]
© IADA - Online-Publisher: Wolfgang Jaworek
This page last changed: March 28, 2007
[Search all CoOL documents]  [CoOL] [Feedback]